Heinrich-Böll-Schule
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Ein Mädchen allein auf der Flucht – Zeitzeugengespräch mit Eva Szepesi

Am 09.03.2023 besuchten die Klasse 10C und 10F Eva Szepesi, eine Holocaust und Auschwitz Überlebende, zu einem Zeitzeugengespräch in Frankfurt. Zunächst las die 91-Jährige aus ihrem Buch ,,Ein Mädchen auf der Flucht‘‘ vor. Wir erfuhren, dass sie in Ungarn aufwuchs und im Alter von 11 Jahren, aufgrund der zunehmenden Judenverfolgung, mit ihrer Tante in die Slowakei flüchten musste. Sie wurde jedoch von den Nationalsozialisten entdeckt und wurde in ein Sammellager nach Sered gebracht. Frau Szepesi berichtete, dass jeden Tag Menschen aufgerufen wurden und mit Viehwaggons weggebracht wurden. Mit dem letzten Waggon wurde sie ebenfalls weggebracht und fand sich Stunden später im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau wieder. Sie gab sich dort als 16-Jährige aus und sicherte somit erstmal ihr Leben. Sie war für drei Monate inhaftiert, vom 2. November 1944 bis 27. Januar 1945. Ende Januar 1945 wurde Szepesi nicht auf den Todesmarsch mitgenommen, da sie bereits für tot gehalten wurde, nachdem sie mehr als eine Woche lang ohne Essen und Trinken in der Kälte zwischen Leichen ausgeharrt hatte. Ihr starker Überlebenswillen beruhte darauf, dass sie die Hoffnung hatte, ihre Mutter wieder sehen zu können. Am 27. Januar wurde sie und 400 weitere Menschen aus Auschwitz befreit. Nachdem wir ihre Geschichte erfahren hatten, durften wir ihr Fragen stellen, auf die sie ausführlich antwortete. Wir erfuhren, dass sie erst 2016 anfangen konnte zu trauern, nachdem sie herausfand, dass ihre Mutter sowie ihr Bruder in Auschwitz umgekommen waren. Erst als sie zum 50-jährigen Überlebenden Gedenktag Auschwitzs eingeladen wurde, sprach sie das erste Mal über ihre Erlebnisse in Auschwitz. Daraufhin schrieb sie ihr Buch und fing an, Schulklassen von ihrem Schicksal zu berichten. Sie wollte ihre Vergangenheit nicht länger verdrängen. Wir sind alle sehr dankbar, dass wir die Chance bekommen haben dies zu erleben, da Eva Szepesi eine der letzten lebenden Zeitzeugen ist. Wir sind uns bewusst, dass wir eine der letzten Generationen sind, die die Ehre haben so etwas noch zu erlebt haben zu dürfen.

Von Inga Schäfer und Sophia Röll

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