Heinrich-Böll-Schule
Pestalozzistraße 1
63486 Bruchköbel

Hallo, ich bin Fly, der Schulhund der Heinrich-Böll-Schule!

Name: Dailuaine Bless your Heart – Fly
Geschlecht: weiblich
Geb.: 28.09.2013
Rasse: Golden Retriever
Farbe: cream
Ausbildung: Therapie- bzw. Assistenzhundeausbildung

Tiergestützte Pädagogik in der Heinrich-Böll-Schule

Mit dem Begriff tiergestützte Pädagogik werden allgemein Interventionen bezeichnet, bei denen spezifisch ausgebildete Tiere eingesetzt werden um vorhandene Ressourcen des Kindes zu stärken, weniger gut ausgebildete Fähigkeiten, insbesondere im emotionalen und sozialen Bereich zu fördern, sowie die Kompetenzen des Kindes insgesamt zu verbessern. Findet tiergestützte Pädagogik in der Schule im Rahmen des Unterrichtes statt, so steht das Erreichen pädagogischer Ziele unmittelbar im Vordergrund.
Das Klassenzimmer jeder Schulklasse ist ein Austragungsort, in dem unterschiedlichste Interessenvertreter ihre Ziele verwirklichen und ihren Status behaupten wollen. Immer mehr Schülerinnen und Schüler ringen um Anerkennung ihrer Peergroups und Mitschüler. Die sozialen Kompetenzen sind daher sehr vielfältig und in den einzelnen Lebensbereichen der Schüler unterschiedlich ausgeprägt. Auch gerade in der Schule haben sie eine nicht unerhebliche Bedeutung. Können Schüler in einem harmonischen und friedfertigen Umfeld lernen und leben, so wirkt sich dies förderlich auf das Lernklima aus. Dennoch ist es nicht verwunderlich, dass in diesem interessengeleiteten Spannungsfeld immer wieder Konflikte entstehen können, welche das Lernklima negativ beeinflussen. Meist wird dieses Konfliktpotenzial durch Emotionen verstärkt, die aus institutionellen Rahmenbedingungen und/oder der Unterrichtsgestaltung resultieren. Auch spielt der permanente Leistungsdruck eine nicht unwichtige Rolle. In der heutigen Leistungsgesellschaft sorgt eine Selektion der Schüler, ebenso wie individuelle Erwartungen der Schüler an sich selbst, die stets mit den Vorstellungen des sozialen Umfeldes interagieren, zu Ängsten, Unter- bzw. Überforderung sowie Unmotiviertheit. In der Natur des Menschen liegt zudem das Streben nach sozialer Zugehörigkeit. Erreicht wird diese Zugehörigkeit meistens durch die Einbindung in Peergroups, die jedoch auch einen Nährboden für Schwierigkeiten bilden können: Sehr gute Leistungen können einen Schüler rasch als sogenannten Streber gelten lassen, während konstant schlechte Noten zur Bezeichnung der Loser führen können. Dabei steht die Akzeptanz durch den Freundeskreis an erster Stelle. Diese sorgt dafür, dass das Bestehen im Sozialgefüge Schulklasse manchmal einem Balanceakt gleicht, dem nicht jeder im gleichen Maße standhalten kann. So können in Peergroups anerkannte Eigenschaften wie Coolness erforderlich machen, sich im Unterrichtsgeschehen durch flotte Sprüche hervorzutun, um anderen zu gefallen. Massive Unterrichtsstörungen sind dann nicht selten die Folge. Wird dadurch das Lernklima maßgeblich gestört, ist der Lehrer durch das Eingreifen von Disziplinierungsmaßnahmen gezwungen zu intervenieren. Eine Autoritätsprobe für den Lehrer, die er bestehen muss. Der Kampf aller Beteiligten um ihre soziale Stellung und Anerkennung innerhalb der Klasse kann zu Stress führen und die Resignation einer Partei zur Folge haben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird die Dringlichkeit deutlich, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und nach neuen Auswegen zu suchen. Welchen Wirkungskreis der Hund als pädagogischer Helfer einnehmen kann, soll im Folgenden aufgeführt werden.

Fördermöglichkeiten und Wirkung von Fly als Schulhund

Einrichtungen mit Tieren ermöglichen den Kindern und Jugendlichen Erfahrungen mit Tieren und der Natur, verknüpfen diese mit pädagogischen Inhalten und schaffen somit weitreichende Lernmöglichkeiten, insbesondere den Erwerb von sozialen Kompetenzen. Demnach fördern Hunde:

  • das Selbstwertgefühl (Zuneigung, konstante Wertschätzung, Verantwortung übernehmen, Gefühl gebraucht zu werden…)
  • die Persönlichkeitsentwicklung (entspannte Interaktion, Beruhigung, Bewegung, Ruhe und Zufriedenheit…)
  • die emotionale Stabilität (Akzeptanz, Zuwendung, Trost, Ermunterung, Freude, Abbau von Ängsten und Unsicherheit, Selbstsicherheit…)
  • das Sozialverhalten (Empathie, Rücksichtnahme, Erfahrung von Gemeinsamkeit, Akzeptanz von Regeln und Grenzen, Hilfsbereitschaft, Pflichtbewusstsein…)

Positive Erfahrungen lassen sich besonders deutlich bei vorher auffälligen Schülerinnen und Schülern feststellen. Zudem wirkt sich ein besser angepasstes Sozialverhalten in den meisten Fällen auch auf ein verbessertes Klassenklima (höhere Sozialkompetenz, geringerer Lärmpegel, weniger Auseinandersetzungen sowohl körperlich als auch verbal) aus. Dies wiederum führt zu einem besseren Lernumfeld für alle, welches die Freude an der Schule, sowie die Konzentration der Schülerinnen und Schüler erhöht. Fakt ist, dass Kinder in Anwesenheit des Schulhundes zusätzlich deutlich mehr miteinander und vor allem freundlicher kommunizieren.

 

Möglichkeiten des Einsatzes von Fly

Im Unterricht

Der gezielte Einsatz von Schulhund Fly untergliedert sich in drei verschiedene Möglichkeiten:

  1. Präsenz-Kontakt
    Der Präsenz-Kontakt beschreibt die Anwesenheit von Fly im Klassenzimmer. Sie bewegt sich beliebig im Raum und freier Kontakt zu ihr ist möglich. Sie unterstützt den Unterricht indirekt durch entspannte Effekte und wirkt sich positiv auf die Unterrichtsatmosphäre aus.
  2. Aktive Beteiligung
    Im Rahmen der aktiven Beteiligung wird Fly gezielt im Unterricht eingesetzt. Sie dient dabei beispielsweise als Sprachanlass (Leseförderung), Lesehund oder Lernpartner in Arbeitsphasen. Sie bereichert den Unterricht in solchen Phasen vor allem als Verstärker und Motivator. Dabei können mit ihr beispielsweise festgelegte Wochenziele leichter erreicht werden. Die Aufgaben entsprechen dem üblichen Unterricht.
  3. Direkte Arbeit mit dem Hund
    Hier steht die Arbeit mit Fly im Vordergrund, wodurch die Aufgabenstellungen vom üblichen Unterricht abweichen können. Über diese Arbeit werden u.a. Selbstdisziplin, Impulskontrolle und Selbstwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler trainiert. Zusätzlich kann Fly als Anschauungsobjekt zur Vermittlung von Wissen über Tiere und Hunde dienen.

Einsatz im Förderunterricht

Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förderbedarf erhalten die Möglichkeit vertiefende Aufgaben in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch, mit Hilfe von Fly, zu lösen. Dazu sollen, in einem festgelegten Raum, Förderaufgaben der verschiedenen Fächer bereitstehen, welche die Schülerinnen und Schüler, mit Unterstützung des Schulhundes, bearbeiten können.

Die Kooperation von Fly und der Schulsozialarbeit

Unser Schulhund Fly braucht einen eigenen Platz, an den er sich nach Trubel und geleisteter Arbeit zurück ziehen kann. Zurzeit ist dieser Platz im Büro der Schulsozialarbeit, da Fly mich hoffentlich in Zukunft in meiner Beratungsarbeit unterstützen wird. Aus meiner Sicht wäre darüber hinaus ein fester “Platz“ für Fly in der Förderstufe sinnvoll und notwendig. Da dort in den Jahrgängen 5. und 6. gerade im sozialen- und emotionalen Bereich ein großer Förderbedarf besteht. Sowohl im „offenen Anfang“ als auch in den Pausen gibt es Schüler/Schülerinnen, die häufig in Konflikte verwickelt sind, eine niedrige

Frustrationstoleranz und wenig Selbstvertrauen besitzen. Diese Schüler können durch die pädagogische Arbeit mit Fly u.a. in „Flypausen“ auf positive Weise Anerkennung und Bewunderung ihrer Mitschüler erhalten und mehr Selbstvertrauen gewinnen.

Fly-Pausen

In „Flypausen“ kann eine kleine Gruppe von Schülern unter Anleitung von Frau Hofmann  wichtige Regeln im Umgang mit dem Schulhund sowie die Verteilung der „Hundedienste“, also wer sich um Wohlbefinden, Spazieren gehen, Sauberkeit und Wasser kümmert, erarbeiten. Diese Schüler können dann in der Förderstufe als Multiplikatoren eingesetzt werden, indem sie als „Botschafter“ die restlichen Schüler über den verantwortungsvollen Umgang mit unserem Schulhund informieren.

Einzelberatung

In die Einzelberatungen kommen u.a. Schüler und Schülerinnen mit unterschiedlichsten Ängsten, einer Mobbingproblematik, selbsterfahrenen Traumata und vielen anderen für sie schwierigen Themen und Gefühlen. Hier kann die Schulhündin „Fly“ besonders ängstlichen, traumatisierten Kindern und/oder Kindern mit wenig Selbstvertrauen als „Türöffner“ und „Brückenbauer“ helfen sich zu öffnen und schwierige Themen anzusprechen. Laut wissenschaftlicher Studien und eigenen Erfahrungen kann die Anwesenheit eines Hundes beruhigen und entspannen, Ängste und Depressionen abbauen, das Selbstvertrauen stärken, Stress und Aggression lindern. Hunde machen Spaß, fördern positive Erfahrungen und motivieren.

Konfliktberatung

Gerade in Konfliktsituationen beherrschen oft starke Emotionen, wie Ärger, Wut und/oder Zorn unser Verhalten. Um Konflikte zu analysieren und bearbeiten zu können bedarf es eines ruhigen Pulses und einer inneren Bereitschaft sich auf Selbstreflexion, Kritik und eine konstruktive Auseinandersetzung einzulassen. Auch hier kann unser Schulhund Fly durch seine bloße Anwesenheit die Gemüter beruhigen und eine entspannte Atmosphäre erzeugen.

Soziales Lernen in Gruppen und Klassen

In der pädagogischen Arbeit „Soziales Lernen“ in Gruppen und Klassen liegt der Schwerpunkt auf der Förderung und dem Ausbau von sozialen Kompetenzen. Hier werden durch die Erfahrungen von Gemeinsamkeiten und die „Eisbrecherfunktion“ des Schulhundes „Fly“(schließt niemanden aus und akzeptiert jeden als Person) das Kontaktverhalten, das Aufeinander zugehen gefördert und die soziale Isolation einzelner Schüler/innen aufgehoben. Die Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten werden gestärkt. Es werden Rücksichtnahme, Regeleinhaltung, Hilfsbereitschaft, Empathie und Verantwortung trainiert.

Hygieneplan und Gesundheitsprävention

Der Hygieneplan zum Einsatz des Schulhundes Fly hat das Ziel, das Risiko einer möglichen Infektionsübertragung vom Hund auf den Menschen und umgekehrt zu minimieren.
Um Krankheitsübertragungen vorzubeugen und dem Hund gesundheitliche Probleme zu ersparen, muss er regelmäßig gegen Tollwut geimpft werden, frei von Würmern sein, zeitnah von Ektoparasiten befreit werden und darf in der Schule nur mit Fertigfutter gefüttert werden, damit keine Salmonellenübertragungsgefahr bestehen kann. Zusätzlich hält sich Fly nur in ihr zugewiesenen Räumen auf. Neben der Küche ist ihr der Zutritt zur Mensa und zu den Fachräumen untersagt. Kolleginnen und Kollegen, sowie Schülerinnen und Schüler mit einer Tierhaarallergie oder Ängsten wird somit ermöglicht, dass sie sich, trotz der Anwesenheit des Schulhundes, ohne Einschränkung in der Schule bewegen können.
Ein detaillierter Hygieneplan mit allen wichtigen Rechtsgrundlagen, sowie Hinweise zur Reinigung und Desinfektion, ist in der Schule hinterlegt und einzusehen.