Heinrich-Böll-Schule
Pestalozzistraße 1
63486 Bruchköbel

Inklusive Beschulung

Die Schülerschaft in allen allgemeinbildenden Schulen ist aufgrund der unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Lebensformen, Kompetenzen, Interessen und Bedürfnisse zunehmend heterogen. Für Integrierte Gesamtschulen gilt dies in besonderem Maße.

Die Heinrich-Böll-Schule bietet einen gemeinsamen Lernort von der 5. bis zur 10. Klasse für alle Schülerinnen und Schüler, die einen allgemeinen Bildungsabschluss (einen Berufsorientierten Abschluss, einen Hauptschulabschluss, einen Realschulabschluss oder das Abitur) anstreben. Die Heterogenität der Schülerschaft ist hierbei eine willkommene Chance, dass Kinder und Jugendliche gemeinsam voneinander und miteinander lernen, um in einem Prozess der individuellen Entwicklung, Forderung und Förderung adäquate Bildungsziele zu erreichen.
Zurzeit besuchen rund 55 Schülerinnen und Schüler mit einem festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache, Hören, Sehen, Emotional-Soziale- sowie Körperlich-Motorische-Entwicklung die Heinrich-Böll-Schule; sie werden dabei von einem Team aus Förderpädagogen und Integrationshelfern begleitet. Auch auf Grund der langen Erfahrung bereits im „Gemeinsamen Unterricht“ mit Schülerinnen und Schülern mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen sowie der Barrierefreiheit unseres Schulgebäudes ist die Heinrich-Böll-Schule ein gefragter Schulort.
Unterricht und Förderung orientieren sich sowohl an der individuellen Lernausgangslage und dem individuellen Lernbedarf der einzelnen Schülerinnen und Schüler als auch an den Bildungsstandards und den daraus abgeleiteten fachlichen Anforderungen. Es gilt, alle Kinder ausgehend von ihren individuellen Stärken in der inklusiven Beschulung zu fördern und zu fordern.
Eine inklusive Schule bietet auch eine besondere Möglichkeit der (Hoch-) Begabtenförderung: Die vor allem von amerikanischen Begabungsforschern ausgehenden Ansätze integrativer Begabungs- und Begabtenförderung (z.B. Webb: 2004 sowie 2007), die (Hoch-) Begabte als Lernende mit besonderen Bedürfnissen intellektuell-kognitiver, sozialer und emotionaler Natur ansehen, erachten Differenzierung und Individualisierung als Grundprinzipien von Unterricht überhaupt. Auch die "Big-fish-little-Pond-Theorie" macht eine inklusive Schule für (Hoch-) Begabte äußerst attraktiv. Eine leistungsheterogene Klasse wirkt sich dabei positiv auf das akademische Selbstkonzept eines begabten Schülers aus (vgl. Marsh 2005).

(Sonder-)Pädagogische Aufgaben im Rahmen der Inklusion

Um dem Anspruch einer „inklusiven Schule“ gerecht zu werden, arbeiten die Lehrkräfte an der Heinrich-Böll-Schule in multiprofessionellen Teams zusammen mit Förderschullehrkräften des rBFZ Adolf-Diesterweg-Schule, rBFZ Frida-Kahlo-Schule und mit dem Zentrum für Erziehungshilfe, mit Sozialpädagogen der Schulsozialarbeit (ZKJF) und UBUS, mit dem zuständigen Schulpsychologen sowie mit schulinternen Integrationsassistenten. 
Gemäß den Leitideen der sonderpädagogischen Förderung erfolgt die Arbeit der Förderschullehrkräften auf mehreren Ebenen und ist vielschichtig angelegt. Dazu gehören folgende Bereiche:

  1. Diagnostik: Unterrichtsbegleitende und -unterstützende Lernstands- und Förderdiagnostik sind wichtige Bestandteile der Arbeit, um Unterricht individuell an die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern anzupassen.
  2. Beratung: Wir bieten Beratung für Schüler, Eltern und Lehrkräfte z.B. hinsichtlich Unterstützungsmaßnahmen, Hilfsmittel und Nachteilsausgleichen.
  3. Förderung: Förderung sollte immer Bestandteil des gemeinsamen Unterrichts sein. Daher berät das Team aus Fachlehrkräften und Förderschullehrkräften im Vorfeld, welche Unterrichtsformen, Materialien und Unterstützungsangebote für die verschiedenen Schülerinnen und Schüler der Klasse geeignet sind, um möglichst gemeinsam an einem Thema zu arbeiten.
  4. Kooperation den Unterricht betreffend: Unsere Schülerinnen und Schüler werden teilweise von Integrationsassistenten oder Therapeuten im Unterricht begleitet. Die Lehrerteams arbeiten mit diesen Experten Hand in Hand, um eine optimale Unterstützung zu gewährleisten.
  5. Kooperation mit außerschulischen Partnern: Um den Lernenden im umfassenden Maße zu unterstützen, sind oft auch die Angebote außerschulischer Partner wichtig. Daher treten wir z.B. mit verschiedenen Anbietern von Unterstützungsmaßnahmen, Ärzten, Therapeuten und Kooperationspartnern im Bereich der Berufsorientierung in Kontakt.

Organisatorische Strukturen

Die Unterrichtskonzeption der Heinrich-Böll-Schule beinhaltet konkret-anschauliche Elemente sowie kooperative Lernmethoden, mit deren Hilfe die Schülerinnen und Schüler den jeweiligen Unterrichtsgegenstand erschließen können.
Das gesamte Kollegium ist sehr darum bemüht, die jeweiligen Lernvoraussetzungen bei der Vermittlung des Unterrichtsstoffes zu berücksichtigen und eine individuelle Lernentwicklung anzuregen. Mit Hilfe der Förderschullehrkräfte werden geeignete Lernangebote bzw. Lernzielkontrollen zur Verfügung gestellt. So wird eine angemessene Lernentwicklung ermöglicht und Lernfreude bzw. Motivation aufrechterhalten.
Der Wahlpflichtunterricht bietet den Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse eine gute Gelegenheit, ihre persönlichen Stärken bzw. Begabungen weiter zu entwickeln.
Dieses besondere Gleichgewicht von Fördern und Fordern erreichen wir unter anderem auch durch unser flexibles Kurssystem ab der Jahrgangsstufe 7  und einer Vielzahl möglicher Schulabschlüsse.
Unser System geht sowohl auf leistungsstarke Schülerinnen und Schüler als auch auf leistungsschwache ein. Dies geschieht über die Möglichkeit, einzelne Kernfächer auf dem jeweils eigenen Niveau zu belegen – Stärken werden in den E- bzw. in A- und B-Kursen gefördert, Schwächen in den G- bzw. C-Kursen aufgefangen. In enger Abstimmung mit den Eltern begleiten unsere Lehrkräfte die Kinder so auf dem Weg zu dem für sie richtigen Abschluss.
Jedem Kind mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf ist eine Förderschullehrkraft zugeordnet. Dabei sind wir bemüht, dass diese Zuordnungen jeweils über mehrere Jahre konstant bleiben. Weiterhin werden folgende Kriterien zur Sicherung einer effektiven Kooperation im inklusiven Unterricht berücksichtigt:

  1. Jede Förderschullehrkraft ordnet sich möglichst einem Jahrgang oder Großraum zu und ist dort für die Kollegen, Lernenden und deren Eltern Ansprechpartner.
  2. Idealerweise sollten die Förderschullehrkraft mit möglichst vielen Stunden in einer Klasse sein, um so die Kooperation mit allen Beteiligten effektiv und gewinnbringend gestalten zu können. Daher versuchen wir sogenannte Schwerpunktklassen einzurichten.

Insbesondere bei Kindern mit Förderbedarf zielt der Unterricht darauf ab, durch sonderpädagogische und individuelle Hilfen eine den persönlichen Möglichkeiten entsprechende schulische Bildung zu verwirklichen, die auf berufliche Eingliederung, gesellschaftliche Teilhabe und selbstständige Lebensführung vorbereitet.

Mit dem Arbeitskreis Inklusion haben wir ein weiteres multiprofessionelles Team eingerichtet. Hier treffen sich Lehrkräfte aus allen Jahrgängen, Sozialpädagogien, Förderlehrkräfte sowie Vertreter von Schülern, Eltern und der Schulleitung, um die Schulentwicklung in Sachen Inklusion voranzubringen.

Zurzeit beschäftigen wir uns in diversen Arbeitsgruppen mit folgenden Themen:

  1. Schaffung von Räumen für Inklusion – insbesondere ab Jahrgang 7
  2. Verbesserung der Barrierefreiheit
  3. Zusammenarbeit mit Integrationsassistenten
  4. Weiterentwicklung der Bausteine für den Berufsorientierten Abschluss
  5. Förderung von Schülerinnen und Schülern mit einer besonderen Begabung
  6. Ausstattung eines "Inselraumes" zur Förderung von neuen Schülerinnen und Schülern an der Heinrich-Böll-Schule
  7. Intensivierung des Praxistages in der Jgst. 9
  8. Etablierung des Kompetenzfeststellungsverfahrens „hamet2“

Welche Abschlüsse sind möglich?

Schülerinnen und Schüler mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung mit dem Schwerpunkt Lernen werden lernzieldifferent beschult (in Anlehnung an die Hauptschule und an die Materialien für einen kompetenzorientierten Unterricht in der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen). Sie können nach der 9. Klasse den „Berufsorientierten Abschluss“, den Abschluss der Förderschule Lernen sowie im Anschluss, wenn die jeweiligen Voraussetzungen hierfür erfüllt sind, nach dem 10. Schulbesuchsjahr den Hauptschulabschluss erwerben.
Schülerinnen und Schülern mit den Förderschwerpunkten Hören, Sehen, Emotional-Soziale- sowie Körperlich-Motorische-Entwicklung und Sprache werden lernzielgleich unterrichtet. Wichtig ist, dass der Schwerpunkt Sprache nach der Jgst. 4 beim Wechsel in die weiterführende Schule aufgehoben wird und nur noch „ausschleichend“ begleitet wird.

Gerne beraten wir Sie, ob Inklusion an unserer Schule für Ihr Kind das Richtige ist.