Wir sind die HBS-Schulhunde Fly und Holly
Name: | Dailuaine Bless your Heart – Fly |
Geschlecht: | weiblich |
Geb.: | 28.09.2013 |
Rasse: | Golden Retriever |
Farbe: | cream |
Ausbildung: | Therapie- bzw. Assistenzhundeausbildung |
Tiergestützte Pädagogik in der Heinrich-Böll-Schule
Mit dem Begriff tiergestützte Pädagogik werden allgemein Interventionen bezeichnet, bei denen spezifisch ausgebildete Tiere eingesetzt werden, um vorhandene Ressourcen des Kindes zu stärken, weniger gut ausgebildete Fähigkeiten – insbesondere im emotionalen und sozialen Bereich – zu fördern sowie die Kompetenzen des Kindes insgesamt zu verbessern.
Findet tiergestützte Pädagogik in der Schule im Rahmen des Unterrichts statt, so steht das Erreichen pädagogischer Ziele unmittelbar im Vordergrund.
Das Klassenzimmer jeder Schulklasse ist ein Ort, an dem unterschiedlichste Interessenvertreter ihre Ziele verwirklichen und ihren Status behaupten wollen. Immer mehr Schülerinnen und Schüler ringen um Anerkennung innerhalb ihrer Peergroups und Mitschüler. Die sozialen Kompetenzen sind dabei sehr vielfältig und in den einzelnen Lebensbereichen der Schüler unterschiedlich ausgeprägt. Gerade in der Schule haben sie eine erhebliche Bedeutung.
Können Schülerinnen und Schüler in einem harmonischen und friedfertigen Umfeld lernen und leben, wirkt sich dies förderlich auf das Lernklima aus. Dennoch ist es nicht verwunderlich, dass in diesem interessengeleiteten Spannungsfeld immer wieder Konflikte entstehen, die das Lernklima negativ beeinflussen. Meist wird dieses Konfliktpotenzial durch Emotionen verstärkt, die aus institutionellen Rahmenbedingungen und/oder der Unterrichtsgestaltung resultieren. Auch der permanente Leistungsdruck spielt hierbei eine wichtige Rolle.
In der heutigen Leistungsgesellschaft führt die Selektion von Schülern, ebenso wie die individuellen Erwartungen der Schüler an sich selbst – die stets mit den Vorstellungen des sozialen Umfeldes interagieren – häufig zu Ängsten, Unter- bzw. Überforderung sowie Unmotiviertheit.
In der Natur des Menschen liegt das Streben nach sozialer Zugehörigkeit. Diese Zugehörigkeit wird meist durch die Einbindung in Peergroups erreicht, die jedoch zugleich einen Nährboden für Schwierigkeiten bilden können: Sehr gute Leistungen können einen Schüler schnell als sogenannten „Streber“ erscheinen lassen, während konstant schlechte Noten zur Stigmatisierung als „Loser“ führen können.
Dabei steht die Akzeptanz durch den Freundeskreis an erster Stelle. Sie sorgt dafür, dass das Bestehen im Sozialgefüge Schulklasse manchmal einem Balanceakt gleicht, dem nicht jeder im gleichen Maße standhalten kann. In Peergroups anerkannte Eigenschaften wie Coolness können dazu führen, dass sich Schüler im Unterricht durch auffälliges Verhalten oder flotte Sprüche hervortun, um anderen zu gefallen. Massive Unterrichtsstörungen sind dann nicht selten die Folge.
Wird dadurch das Lernklima maßgeblich gestört, ist der Lehrer gezwungen, durch Disziplinierungsmaßnahmen einzugreifen – eine Autoritätsprobe, die er bestehen muss. Der Kampf aller Beteiligten um ihre soziale Stellung und Anerkennung innerhalb der Klasse kann zu Stress, Frustration und letztlich zur Resignation führen.
Spätestens an diesem Punkt wird die Dringlichkeit deutlich, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und neue pädagogische Wege zu beschreiten.
Hier setzt die tiergestützte Pädagogik mit den Schulhunden Fly und Holly an:
Sie können als pädagogische Helfer wertvolle Impulse geben, emotionale Blockaden lösen, Motivation fördern und durch ihre natürliche Ausstrahlung zu einem positiven Klassenklima beitragen.
Fördermöglichkeiten und Wirkung von Fly und Holly als Schulhunde
Einrichtungen mit Tieren ermöglichen den Kindern und Jugendlichen Erfahrungen mit Tieren und der Natur, verknüpfen diese mit pädagogischen Inhalten und schaffen somit weitreichende Lernmöglichkeiten, insbesondere den Erwerb von sozialen Kompetenzen. Demnach fördern Hunde:
- das Selbstwertgefühl (Zuneigung, konstante Wertschätzung, Verantwortung übernehmen, Gefühl gebraucht zu werden…)
- die Persönlichkeitsentwicklung (entspannte Interaktion, Beruhigung, Bewegung, Ruhe und Zufriedenheit…)
- die emotionale Stabilität (Akzeptanz, Zuwendung, Trost, Ermunterung, Freude, Abbau von Ängsten und Unsicherheit, Selbstsicherheit…)
- das Sozialverhalten (Empathie, Rücksichtnahme, Erfahrung von Gemeinsamkeit, Akzeptanz von Regeln und Grenzen, Hilfsbereitschaft, Pflichtbewusstsein…)
Positive Erfahrungen lassen sich besonders deutlich bei vorher auffälligen Schülerinnen und Schülern feststellen. Zudem wirkt sich ein besser angepasstes Sozialverhalten in den meisten Fällen auch auf ein verbessertes Klassenklima (höhere Sozialkompetenz, geringerer Lärmpegel, weniger Auseinandersetzungen sowohl körperlich als auch verbal) aus. Dies wiederum führt zu einem besseren Lernumfeld für alle, welches die Freude an der Schule, sowie die Konzentration der Schülerinnen und Schüler erhöht. Fakt ist, dass Kinder in Anwesenheit des Schulhundes zusätzlich deutlich mehr miteinander und vor allem freundlicher kommunizieren.
Möglichkeiten des Einsatzes von Fly und Holly
Im Unterricht
Der gezielte Einsatz der Schulhunde Fly und Holly untergliedert sich in drei verschiedene Möglichkeiten:
- Präsenz-Kontakt
Der Präsenz-Kontakt beschreibt die Anwesenheit von Fly und/oder Holly im Klassenzimmer. Sie bewegen sich beliebig im Raum und freier Kontakt zu ihnen ist möglich. Sie unterstützen den Unterricht indirekt durch entspannende Effekte und wirken sich positiv auf die Unterrichtsatmosphäre aus. - Aktive Beteiligung
Im Rahmen der aktiven Beteiligung werden Fly und Holly gezielt im Unterricht eingesetzt. Sie dienen dabei beispielsweise als Sprachanlass (Leseförderung), Lesehunde oder Lernpartner in Arbeitsphasen. Sie bereichern den Unterricht in solchen Phasen vor allem als Verstärker und Motivatoren. Dabei können mit ihnen beispielsweise festgelegte Wochenziele leichter erreicht werden. Die Aufgaben entsprechen dem üblichen Unterricht. - Direkte Arbeit mit dem Hund
Hier steht die Arbeit mit Fly und Holly im Vordergrund, wodurch die Aufgabenstellungen vom üblichen Unterricht abweichen können. Über diese Arbeit werden u.a. Selbstdisziplin, Impulskontrolle und Selbstwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler trainiert. Zusätzlich können Fly und Holly als Anschauungsobjekte zur Vermittlung von Wissen über Tiere und Hunde dienen.
Einsatz im Förderunterricht
Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förderbedarf erhalten die Möglichkeit, vertiefende Aufgaben in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch mit Hilfe von Fly und Holly zu lösen. Dazu sollen, in einem festgelegten Raum, Förderaufgaben der verschiedenen Fächer bereitstehen, welche die Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung der Schulhunde bearbeiten können.
Die Kooperation von Fly und Holly und der Schulsozialarbeit
Unsere Schulhunde Fly und Holly brauchen jeweils einen eigenen Platz, an den sie sich nach Trubel und geleisteter Arbeit zurückziehen können. Zurzeit befindet sich ein Platz im Büro der Schulsozialarbeit, da Fly und Holly die Schulsozialarbeit in Zukunft in der Beratungsarbeit unterstützen werden.
Aus meiner Sicht wäre darüber hinaus ein fester „Platz“ für die Schulhunde in der Förderstufe sinnvoll und notwendig, da dort in den Jahrgängen 5 und 6 gerade im sozialen und emotionalen Bereich ein großer Förderbedarf besteht.
Sowohl im „offenen Anfang“ als auch in den Pausen gibt es Schüler/Schülerinnen, die häufig in Konflikte verwickelt sind, eine niedrige Frustrationstoleranz und wenig Selbstvertrauen besitzen. Diese Schüler können durch die pädagogische Arbeit mit Fly und Holly, u.a. in „Fly- und Hollypausen“, auf positive Weise Anerkennung und Bewunderung ihrer Mitschüler erhalten und mehr Selbstvertrauen gewinnen.
Fly- und Holly-Pausen
In „Fly- und Hollypausen“ kann eine kleine Gruppe von Schülern unter Anleitung von Frau Hofmann wichtige Regeln im Umgang mit den Schulhunden sowie die Verteilung der „Hundedienste“, also wer sich um Wohlbefinden, Spazieren gehen, Sauberkeit und Wasser kümmert, erarbeiten. Diese Schüler können dann in der Förderstufe als Multiplikatoren eingesetzt werden, indem sie als „Botschafter“ die restlichen Schüler über den verantwortungsvollen Umgang mit unseren Schulhunden informieren.
Einzelberatung
In die Einzelberatungen kommen u.a. Schüler und Schülerinnen mit unterschiedlichsten Ängsten, einer Mobbingproblematik, selbsterfahrenen Traumata und vielen anderen für sie schwierigen Themen und Gefühlen. Hier können die Schulhunde Fly und Holly besonders ängstlichen, traumatisierten Kindern und/oder Kindern mit wenig Selbstvertrauen als „Türöffner“ und „Brückenbauer“ helfen, sich zu öffnen und schwierige Themen anzusprechen. Laut wissenschaftlicher Studien und eigenen Erfahrungen kann die Anwesenheit eines Hundes beruhigen und entspannen, Ängste und Depressionen abbauen, das Selbstvertrauen stärken, Stress und Aggression lindern. Hunde machen Spaß, fördern positive Erfahrungen und motivieren.
Konfliktberatung
Gerade in Konfliktsituationen beherrschen oft starke Emotionen, wie Ärger, Wut und/oder Zorn unser Verhalten. Um Konflikte zu analysieren und bearbeiten zu können, bedarf es eines ruhigen Pulses und einer inneren Bereitschaft, sich auf Selbstreflexion, Kritik und eine konstruktive Auseinandersetzung einzulassen. Auch hier können unsere Schulhunde Fly und Holly durch ihre bloße Anwesenheit die Gemüter beruhigen und eine entspannte Atmosphäre erzeugen.
Soziales Lernen in Gruppen und Klassen
In der pädagogischen Arbeit „Soziales Lernen“ in Gruppen und Klassen liegt der Schwerpunkt auf der Förderung und dem Ausbau von sozialen Kompetenzen. Hier werden durch die Erfahrungen von Gemeinsamkeiten und die „Eisbrecherfunktion“ der Schulhunde Fly und Holly (sie schließen niemanden aus und akzeptieren jeden als Person) das Kontaktverhalten, das Aufeinander zugehen gefördert und die soziale Isolation einzelner Schüler/innen aufgehoben. Die Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten werden gestärkt. Es werden Rücksichtnahme, Regeleinhaltung, Hilfsbereitschaft, Empathie und Verantwortung trainiert.
Hygieneplan und Gesundheitsprävention
Der Hygieneplan zum Einsatz der Schulhunde Fly und Holly hat das Ziel, das Risiko einer möglichen Infektionsübertragung vom Hund auf den Menschen und umgekehrt zu minimieren.
Um Krankheitsübertragungen vorzubeugen und den Hunden gesundheitliche Probleme zu ersparen, müssen sie regelmäßig gegen Tollwut geimpft werden, frei von Würmern sein, zeitnah von Ektoparasiten befreit werden und dürfen in der Schule nur mit Fertigfutter gefüttert werden, damit keine Salmonellenübertragungsgefahr bestehen kann. Zusätzlich halten sich Fly und Holly nur in ihnen zugewiesenen Räumen auf. Neben der Küche ist ihnen der Zutritt zur Mensa und zu den Fachräumen untersagt. Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler mit einer Tierhaarallergie oder Ängsten wird somit ermöglicht, dass sie sich, trotz der Anwesenheit der Schulhunde, ohne Einschränkung in der Schule bewegen können.
Ein detaillierter Hygieneplan mit allen wichtigen Rechtsgrundlagen, sowie Hinweise zur Reinigung und Desinfektion, ist in der Schule hinterlegt und einzusehen.